Erben ist ein Thema, das oft im Schatten bleibt, ein Tabuthema in vielen Familien. Doch was passiert, wenn wir dieses Schweigen brechen? In meinem neuesten Blogbeitrag „Tabuthema Erbe? – Wie du das durch offene Gespräche in deiner Familie verhinderst“ tauchen wir in die Welt der Erbangelegenheiten ein und entdecken, wie die Kommunikation in der Herkunftsfamilie nicht nur Stress vermeiden, sondern auch die familiäre Verbindung stärken kann. Unter Herkunftsfamilie werde ich in diesem Blogartikel in erster Linie Vater, Mutter und die Geschwister verstehen. In Zeiten von Patchworkfamilien sind dies aber natürlich ebenso Halb-, Stief und Adoptivgeschwister sowie Stiefelternteile und andere Familienkonstellationen. Es ist Zeit in vielen Familien, das Tabu zu brechen und die Tür zu offenen, ehrlichen Gesprächen über das Erbe zu öffnen.
Inhalt
ToggleÄngste und Bedenken beim Gespräch über das Erbe – Gemeinsam überwinden und wachsen
Das Thema Erbe anzusprechen kann mit Ängsten und Bedenken verbunden sein, aber es ist auch eine Gelegenheit, das Verständnis in der Familie zu vertiefen. In diesem Abschnitt betrachten wir gemeinsam, wie du diese Ängste überwinden und konstruktiv mit Bedenken umgehen kannst, um einen offenen Dialog zu schaffen.
Es ist ganz normal, dass der Gedanke an schwierige Gespräche Ängste auslöst. Stelle also sicher, dass du gut auf das Gespräch vorbereitet bist und auf mögliche Gegenfragen oder Reaktionen antworten kannst. Bist du das einzige Kind oder hast du Geschwister? Vielleicht kann es sinnvoll sein, sich zuerst mit deinen Geschwistern auszutauschen, bevor ihr das Gespräch mit euren Eltern sucht. Außerdem macht es durchaus Sinn sich vorher zu überlegen, zu welchem Zeitpunkt ihr das Thema ansprechen möchtet. Weihnachten oder ein anderes Familienfest eignen sich wahrscheinlich nicht so gut. Auch ist es nicht sinnvoll mit dem Thema anzufangen, wenn man genau weiß, dass ein Familienmitglied in den nächsten Minuten weg muss. Melde dich gerne hier bei mir, wenn du dich gemeinsam mit mir auf das Gespräch vorbereiten möchtest. Ich unterstütze dich mit Fragen und Input dabei, angstfrei und gut vorbereitet in das Gespräch zu gehen.
Erben ist eben nicht nur eine finanzielle Angelegenheit, sondern auch eine Reise durch die Familiengeschichte und deren Werte. Sprecht gemeinsam über die Werte, die eure Familie geprägt haben, und wie sie eure Entscheidungen in Bezug auf das Erbe beeinflussen können. Indem ihr diese Gespräche führt, könnt ihr nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern auch eine tiefere familiäre Verbundenheit schaffen. Nutzt das Erbe als Anlass, die Geschichten der Vergangenheit zu teilen und eure gemeinsamen Werte für die Zukunft zu festigen.

Die Vorstellung familiärer Konflikte in Verbindung mit Erbangelegenheiten kann beängstigend sein, aber es ist wichtig zu verstehen, dass offene Kommunikation und Verständnis den Weg für harmonische Gespräche ebnet. Konflikte entstehen oft aus unklaren Erwartungen oder Missverständnissen und genau deshalb gilt es das zu vermeiden. Geh du also als gutes Vorbild voraus und formuliere offen, was du von deinen Eltern und Geschwistern in diesem Prozess erwartest. Kommuniziere das gegenüber allen Beteiligten, es sollten immer alle Familienmitglieder mit einbezogen und auch alle Meinungen und Perspektiven gehört werden. Sprechen nur einzelne Familienmitglieder miteinander führt das nur zu Missverständnissen und Missgunst untereinander. Vieles wird einfacher, wenn man sich auf gemeinsame Interessen und Zielen einigt und diese im Prozess nicht aus den Augen verliert.
Das Thema Erbe ist oft von emotional geladenen Themen durchzogen, die Verletzungen, Hoffnungen und Erwartungen umfassen können. Ein erster Schritt ist die Anerkennung eigener Emotionen. Identifiziere also zuerst einmal deine eigenen Gefühle, die bei diesem Thema hochkommen. So kannst du auch deinen Eltern und deine Geschwister zuhören und ihnen mit Empathie begegnen – der erste Schritt dazu eine gemeinsame Lösung zu finden und als Familie zu wachsen.
Vorteile des offenen Gesprächs über das Erbe – Gemeinsam für eine klare Zukunft
Der größte und nicht zu leugnende Vorteil ist: Alle Beteiligten können sich noch an dem Gespräch beteiligen. Ihr als Geschwister müsst euch nicht überlegen, was sich eure Eltern bei der Erstellung des Testaments gedacht haben und warum sie es so verfasst haben – ihr könnt sie einfach fragen. Versteht mich nicht falsch: Ich halte die Erstellung eines Testaments für mehr als sinnvoll, jede von uns sollte eins haben. Aber in einem Testament werden rechtliche und finanzielle Angelegenheiten geklärt, hier gibt es keinen Platz für Erklärungen, warum sich der*die Erblasser*in so entschieden hat. Aber genau das ist manchmal sehr wichtig, um zu verstehen und um Missverständnisse, Spannungen und Konflikte unter den Erb*innen zu vermeiden. Und diese Erklärungen kann man im Austausch mit der Herkunftsfamilie zu Lebzeiten der Eltern bekommen. Es sollte ja auch im Sinne der Eltern sein, dass ihre Wünsche und Vorstellungen im Testament berücksichtigt werden und es nach ihrem Tod nicht zu Streitigkeiten zwischen den Angehörigen kommt.
Außerdem könnt ihr als Geschwister mit diesem Wissen freier und selbstbestimmter eure (finanzielle) Zukunft planen. Ist klar, dass du zum Beispiel keine der in deiner Familie vorhandenen Immobilien erben wirst, es ist aber dein Ziel langfristig Eigentum zu besitzen, kannst du dich mit den Möglichkeiten einer Anschaffung befassen.
Desweiteren können im Gespräch Verantwortlichkeiten und Rollen bei der Vermögensverwaltung oder im Erbfall klar definiert werden. Nach einem Todesfall kommen viele Aufgaben auf die Hinterbliebenen zu – zusätzlich zur schon sehr belastenden Trauer. Deshalb kann es sehr helfen, wenn Rollen schon vorher klar definiert sind und man sich nicht auch noch darüber Gedanken machen muss bzw. sich mit den Geschwistern auseinander setzen muss.
Wenn es dann doch passiert – Umgang mit unterschiedlichen Meinungen
Es ist durchaus wahrscheinlich, dass bei Themen wie der Verteilung von Vermögen oder Immobilien unterschiedliche Meinungen innerhalb der Familie aufkommen können. In solchen Momenten ist es essenziell, einen Raum für offene Gespräche zu schaffen, in dem jede einzelne Person ihre Perspektive in aller Offenheit teilen kann. Hierbei sollten alle Beteiligten die Möglichkeit erhalten, ihre Gedanken und Bedenken zu äußern, um ein umfassendes Verständnis für die Standpunkte aller Familienmitglieder zu entwickeln.
Es wäre ratsam, gemeinsam nach Kompromisslösungen zu suchen und dabei stets den gegenseitigen Respekt zu betonen. Dies könnte beinhalten, alternative Vorschläge zu diskutieren oder verschiedene Optionen zu erforschen, um eine für alle akzeptable Lösung zu finden. Es ist wichtig, sich dabei bewusst zu machen, dass die Herausforderungen in der Vermögensverteilung oft tiefergehende Bedeutungen haben können, die durch einfühlsame Kommunikation besser verstanden werden können.
Eine hilfreiche Empfehlung lautet, klare Kommunikationsregeln zu etablieren, um potenzielle Konflikte von vornherein zu minimieren. Das Festlegen von Richtlinien für respektvolle Gespräche, das Zuhören ohne Vorurteile und das Vermeiden von Schuldzuweisungen können dazu beitragen, eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Es ist wichtig, sich dabei vor Augen zu halten, dass das letztendliche Ziel nicht nur in einer fairen Vermögensverteilung liegt, sondern auch darin, die familiären Bindungen zu stärken, selbst wenn unterschiedliche Standpunkte existieren. Die Erinnerung an diesen übergeordneten Zweck kann dazu beitragen, die Kommunikation konstruktiv und respektvoll zu gestalten, um letztendlich zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen und dabei die familiäre Harmonie zu bewahren. Dieser Prozess erfordert Geduld und Offenheit, aber die gewonnenen Erkenntnisse können nicht nur zu einer gelungenen Erbregelung führen, sondern auch zu einer vertieften familiären Verbundenheit.
Fazit
Die Auseinandersetzung mit dem oft tabuisierten Thema Erbe kann eine transformative Reise für Familien sein. Besonders wenn man die Chance nutzt und offen miteinander kommuniziert, sorgt man nicht nur für finanzielle Klarheit bei allen Beteiligten, sondern stärkt auch die familiäre Bindungen untereinander. Die Betonung von gemeinsamen Werten und der Blick auf die Familiengeschichte ermöglichen es, das Erbe nicht nur als Vermögensfrage zu betrachten, sondern als einen Teil der gemeinsamen Familiengeschichte. Das ist eine Riesenchance.
Der Umgang mit unterschiedlichen Meinungen erfordert Respekt und Kompromissbereitschaft, und die Berücksichtigung psychologischer Aspekte ermöglicht es, die emotionalen Komponenten des Erbens zu verstehen und zu akzeptieren.
Insgesamt eröffnet das offene Gespräch über das Erbe nicht nur die Möglichkeit, finanzielle Aspekte zu klären, sondern auch die Chance, als Familie zu wachsen, Missverständnisse zu vermeiden und eine gemeinsame Vision für die Zukunft zu schaffen. Es ist an der Zeit, das Tabu zu brechen und die Tür zu einer ehrlichen und unterstützenden familiären Kommunikation weit zu öffnen.